BUTZBACH (PA). In einem Pressegespräch stellte der Vorstand der Volksbank Butzbach eG den vorläufigen Jahresabschluss 2022 der Bank vor. Das Ergebnis, mit dem sich der Vorstand im Großen und Ganzen zufrieden zeigte, hatte im vergangenen Jahr unter Sondereffekten zu leiden.
Vorstandssprecher Köhler sagte, es sei ein außergewöhnliches Jahr gewesen, dass angesichts von Energiekrise, volatilen Märkten, Klimakrise und steigenden Verbraucherpreisen eigentlich für die Bank nur ein Gutes gehabt habe: Der Zins ist endlich wieder positiv. Aber wegen der steigenden Zinsen spürt das Haus, nach Ansicht von Vorstandsmitglied Krause, bereits den Rückgang in dem für die Bank wichtigen Immobilienfinanzierungsgeschäft.
Das Geschäftsmodell der Bank habe sich als anpassungsfähig, robust und intakt erwiesen. Im Kerngeschäft Anlageberatung und Kreditgeschäft seien Volksbanken, trotz vielfacher digitaler Angebote, weiterhin gefragt. Die Kunden legten Wert auf persönliche Kontakte, so Krause weiter.
Die Bilanzsumme stieg um 2,2 % auf nunmehr 517 Mio. Euro, das gesamte Kundenvolumen bestehend aus Krediten und Anlagen bei der Bank sowie den Verbundpartnern stieg auf 928 Mio. Euro.
Der zum 01.01.2023 neu in den Vorstand berufene Jens Ronneburg erläuterte, dass die Kundeneinlagen, wie auch in den Vorjahren, deutlich auf aktuell 386 Mio. Euro (plus 3,9%) gestiegen seien. Nicht ganz mithalten konnte, so Ronneburg, die Entwicklung der Kundenkredite. Zwar habe man insgesamt 35 Mio. Euro an Neukrediten vergeben, bedingt durch planmäßige Tilgungen betrug der Anstieg allerdings nur 1,3 % auf 272 Mio. Euro.
Da die nicht im Kreditgeschäft ausgeliehenen Kundengelder in Wertpapieren angelegt werden mussten, führte dies bei den Eigenanlagen temporär zu Abschreibungen, die sich allerdings in den kommenden Jahren wieder ausgleichen werden, stellte Köhler fest. Grund hierfür war die Zinsentwicklung mit rasch ansteigenden Zinsen.
Weiterhin sei die Bonität der Emittenten gut, ebenso mussten nur geringe Wertberichtigungen bei den Krediten vorgenommen werden, was ebenfalls für eine gute Bonität der Kreditnehmer spricht.
Die Bank hat die sprunghaft gestiegene Inflation und die Zinswende der EZB somit auf mehreren Ebenen schmerzhaft zu spüren bekommen. Die Inflation sorgte für höhere Rückstellungen und erhöhte die Sachkosten, ergänzte Krause.
Im Kerngeschäft Beratung bei Krediten und Geldanlagen sei die Volksbank immer noch ein gefragter Partner der Kunden, so Ronneburg. „Die Kunden legen Wert auf persönliche Beratung und kommen zu uns. Sie fragten auch immer mehr nach nachhaltigen Geldanlagen. So haben unsere Kunden 26% des gesamten Volumens vermittelter Fonds in nachhaltige Fonds investiert“.
Die genossenschaftliche Finanzgruppe in Deutschland, stellte Köhler fest, stehe als Teil der mittelständischen Wirtschaft eng an der Seite ihrer Kunden und Mitglieder und begleitet diese durch eine schwierige Phase großer Unsicherheit und multipler Krisenherde.
Der Druck auf die Unternehmen in Richtung nachhaltigen Wirtschaftens würde weiter zunehmen. Den Banken falle die Rolle zu, große Mengen an Kapital für die Transformation zur Verfügung zu stellen. Die Frage sei, ob die Politik diese Rolle anerkennen wolle und bereit sei, entsprechend zu handeln, so Köhler weiter. Aktuell gewinne man den Eindruck, dass regulatorisch immer weiter draufgesattelt würde.
Es mehrten sich die Hinweise, dass die konjunkturellen Antriebskräfte ab dem Frühjahr wieder stärker würden, sagte Krause. „Die Inflation und die Lieferkettenprobleme scheinen allmählich ihre Höhepunkte zu überschreiten. Das sind ermutigende Anzeichen, dass die Wirtschaft bald wieder wächst und die notwendigen Investitionen für mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung angegangen werden“. Bei den Unternehmenskunden könne man derzeit noch wenig Nervosität angesichts der weltweiten Krisen erkennen, ergänzte Ronneburg.
Bei der Volksbank sind derzeit 91 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, darunter neun Auszubildende. 8.233 Menschen aus der Region sind als Mitglieder an der Volksbank beteiligt.
Auch die Förderung der Vereine und sozialer Projekte stand nach Aussage des Vorstandes im letzten Jahr wieder im Fokus. So konnte die Bank 45.800 Euro den Vereinen und Institutionen zur Verfügung stellen.
Aufgrund der Zinserhöhungen rechnet der Vorstand mit Herausforderungen auf der Einlagenseite, da ein Großteil des Kreditgeschäftes noch zu niedrigeren Zinsen festgeschrieben sei. Die derzeit insbesondere von Direktbanken gemachten Angebote für eine höhere Verzinsung richteten sich meist nur auf Neukunden und oftmals nur für eine kurze Laufzeit. Diese Banken bauten darauf, Kundendaten zu erhalten, um Folgegeschäfte tätigen zu können und man hoffe auf die Trägheit der Kunden, wenn das Sonderangebot auslaufe, erläuterte Köhler.
Der Vorstand verwies darauf, dass man Kredite zu niedrigen Zinsen anbot, während auf der Einlagenseite die Negativzinsen der EZB lange Zeit nicht weitergegeben wurden und später auch nur bei sehr großen Guthaben.
Die Planungen für dieses Jahr seien laut Krause durchaus positiv. Aufgrund des höheren Zinsniveaus rechne man mit einem besseren Zinsergebnis sowie auch wieder steigenden Provisionsergebnissen.
Insgesamt werde sich die wirtschaftliche Situation verbessern, da nach den meisten Prognosen eine Rezession nicht eintreten oder nur sehr gering ausfallen werde. Man rechne aber mit weiterhin höheren Inflationsraten als in der Vergangenheit, betonte Köhler. Dennoch sei man bei der Volksbank Butzbach gewappnet und achte auch darauf, die Kosten im Griff zu behalten.
Größere Herausforderungen dürften auf alle Wirtschaftsakteure aufgrund massiven Personalmangels zukommen, erläuterte Ronneburg. Er spreche absichtlich nicht nur von Fachkräftemangel, betonte er, da es sich in allen Wirtschaftsbereichen zeige, dass zukünftig Personal fehle. Auch die Volksbank stelle sich auf diese Situation ein und habe im letzten Jahr insgesamt vier neue Auszubildene eingestellt, betonte Köhler. Für das Jahr 2023 habe man schon Ausbildungszusagen gemacht und halte nach wie vor die Ausbildungsquote hoch.
Abschließend konnte es sich Köhler, der zum 30. Juni dieses Jahres in die passive Phase der Altersteilzeit wechselt, doch nicht verkneifen, die EZB ob ihrer Zinspolitik zu kritisieren: „Mit der hohen und langen Niedrigzinspolitik hat man uns die Butter vom Brot genommen, anschließend dafür kritisiert, dass wir keine ausreichenden Gewinne erzielten, um Eigenkapital zu bilden. Nun setzt man die Banken durch einen zu späten und zu schnellen Zinsanstieg unter Druck, welches zu massiven Abschreibungen in den Eigenanlagen der Banken führt“.
Der Vorstand ist aber weiterhin zuversichtlich mit guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Zukunft gestalten zu können und sprach allen für die geleistete Arbeit gerade im sehr schwierigen Jahr 2022 seinen Dank aus.